Hiroshima. Ein Name, dem der Schrecken des Krieges anhaftet. Die erste Atombombe der Welt verursachte hier geradezu verheerende Schäden.

Von der Strahlung merkt man heute nichts mehr, Millionen von Menschen leben dort. Und auch das japanische Wahrzeichen schlechthin steht direkt in Reichweite der Stadt – und zwar mitten auf dem Meer.

Das Leben auf Ground Zero

Man bemerkt es sofort. Kaum verlassen wir völlig gerädert den Nachtbus, stutzen wir. Eine eigenartige Aura haftet diesem Ort an.

Obwohl in den frühen Morgenstunden bereits munteres Treiben auf den Straßen herrscht und die verlässlichen 7 Elevens auch geöffnet haben, wirkt es irgendwie… Drückend.

Menschen aus dem Westen werden Hiroshima wohl niemals ohne Vorbelastung betreten können. Das ist nur natürlich, jeder weiß, was in dieser Stadt vor 60 Jahren geschah.

Atomdom (Foto: Marina Hochholzner)

Umso überraschender, dass die Japaner selbst diesen Teil ihrer Geschichte so bedingungslos akzeptieren. Es ist beeindruckend, denn außer der sogenannten „Atombombenkuppel“ und einigen Denkmälern erinnert nichts mehr an die Katastrophe. Eine lebendige, urbane Stadt ist hier im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nichts entstanden.

Wir drei Backpacker beschließen, selbst diesen Teil der Geschichte zu verinnerlichen. Wir machen uns auf zu Ground Zero, um diesem Ereignis den gebührenden Respekt zu zollen.

Neben den Ruinen der Atombombenkuppel lodert die Friedensflamme auf einem Brunnen. Es heißt, sie brennt so lange, bis alle Atomwaffen der Welt verschwunden sind.

Friedensflamme (Foto: Marina Hochholzner)

Eine Rückkehr in die Vergangenheit

Die Gegend rund um den Ort der Detonation ist friedlich und harmonisch gestaltet. Es gibt den Kenotaph, vor dem die Besucher sich im Gedenken an all die Toten verbeugen.

Ein Museum berichtet über die Ereignisse von damals. Eine Warnung ist hier allerdings angebracht: Es ist schwere Kost. Auf den Gelände bietet sich ein Spaziergang durch den Friedenspark an, vielleicht, um die Statue der kleinen Sadako Sasaki zu besuchen.

Sie wurde von der radioaktiven Strahlung der Bombe kontaminiert und faltete im Krankenhaus hunderte Papierkraniche, um gegen ihre Strahlenkrankheit zu kämpfen. Die Geschichte des Mädchens ergreift noch heute die Menschen.

Bogen (Foto: Marina Hochholzner)

Im Friedenspark gibt es außerdem die Friedensglocke. Man kann sie läuten und dadurch die düstere Vergangenheit Hiroshimas hinter sich lassen. Etwas, dass auch wir respektvoll getan haben.

Das schwimmende Tor

Um nun die düsteren, aber einfach erwähnenswerten Dinge hinter sich zu lassen, erkundigen wir uns bereit für neue Abenteuer nach dem besten Weg nach Miyajima.

Das ist eine Insel kurz vor der Westküste Japans, über die sich eine komplette Tempelanlage erstreckt. Die Hälfte der Strecke dorthin wird per Zug zurück gelegt, die zweite über eine Fähre.

Panorama (Marina Hochholzner)

Vorfreudig auf das weltberühmte Torii tratschen wir ausgelassen im Zug über den ausstehenden Trip. Umso größer die Überraschung, als wir plötzlich von einer freundlichen japanischen Dame im mittleren Alter angesprochen werden – in beinahe akzentfreiem Deutsch!

Trotz unseres oberbayrischen und fränkischen Dialektgemischs, das wir drei Urbayern sprechen, hat die Japanerin uns offensichtlich verstanden. Netterweise gibt sie uns einen wertvollen Tipp für den Trip: Die anschließende Fahrt auf der Fähre ist vom Tagesticket Hiroshimas gedeckt.

So gut Deutsch konnte sie übrigens,weil sie einst Fußballtrainerin in München war. Deswegen hatte sie auch keine Probleme mit dem Dialekt. Sachen gibt’s!

Ausblick Torii (Foto: Marina Hochholzner)

Eben jene Fähre bringt uns nach kurzer Fahrzeit direkt nach Miyajima. Dort sehen wir es bereits, als wir noch den Anlegesteg entlang laufen: das Torii. Bei unserer Ankunft herrscht noch Ebbe, das heißt, wir können sogar direkt zu dem Wahrzeichen hingehen.

Die Tempelinsel dicht vor Hiroshima

Hinter ihm erstreckt sich der Itsukushima Schrein auf Stelzen über die Bucht. Wenn das Wasser seinen Höchststand erreicht, schwimmt der Tempel dem Anschein nach auf der Oberfläche.

Tempelanlage (Foto: Marina Hochholzner)

Wir Japan-Backpacker hingegen können uns frei auf dem Sand bewegen und den Wanderkrebsen dabei bei ihrem harten Überlebenskampf gegen die Möwen zusehen.

Zum Glück ist Ngoc so geistesgegenwärtig und gibt zu bedenken, dass die Schuhe besser in einiger Entfernung zur Brandung abgestellt werden. Und tatsächlich, nach nur wenigen Minuten ist das Wasser bereits deutlich in Richtung Küste zurück gewandert.

Priester (Foto: Marina Hochholzner)

Ein Rundgang um die Insel ist in ein paar Stunden zu schaffen, es gibt dort Lokale, Museen, Aussichtsplattformen und Souvenirshops. Wir verbringen den ganzen Nachmittag auf der Insel, die als eine der schönsten von ganz Japan gilt.

Doch als die Flut sowohl das Tor als auch den Schrein geflutet hat, machen wir und schließlich bereit zum Umkehren. Wieder mit dem Schiff und der Straßenbahn geht es zurück nach Hiroshima. Die Reise nähert sich nämlich tatsächlich ihrem Ende: Am nächsten Morgen geht es mit dem Shinkansen zurück nach Tokio.

Shinkansen (Foto; Marina Hochholzner)

Dort sollen die letzten Tage des Trips noch einmal voll ausgelebt werden, bevor wir Japan den Rücken kehren müssen.

Selten haben wir so ungern online eingecheckt und die Flugtickets ausgedruckt.

Reise mit Mary durch Japan:

Backpacking in Japan
Etappe 1: Ankunft in Tokio
Etappe 2: Yokohama
Etappe 3: Mt Fuji
Etappe 4: Osaka
Etappe 5: Nara
Etappe 6: Kyoto
Etappe 7: Hiroshima
Etappe 8: Zurück nach Tokio